Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bietet Reitsportlern die Möglichkeit, in mehreren Abzeichenprüfungen (RA 1 – 10) ihr Können unter Beweis zu stellen.
Das kleine Hufeisen – Reitabzeichen 9
Das kleine Hufeisen stellt ebenso wie das große Hufeisen eine Motivationsprüfung dar. Mit dem Erwerb dieses Abzeichens sollen Neulinge im Reitsport motiviert werden, den Einstieg in das Prüfungsgeschehen zu wagen. Daher sind die Anforderungen im Kleinen Hufeisen nicht sehr hoch geschraubt. Es gibt einen praktischen und einen theoretischen Teil, wobei die Theorie in Stationsprüfungen abgefragt wird.
- Die Stationsprüfung beim kleinen Hufeisen
- Die praktische Prüfung beim kleinen Hufeisen
- Bewertung und Vorbereitung
Der Prüfling muss beispielsweise keine Fragebogen zur Pferdepflege ausfüllen oder Fragen des Prüfers beantworten, sondern im Beisein des Prüfers ein Pferd putzen. Die Stationsprüfung beim Reitabzeichen 9, dem kleinen Hufeisen, bestehen aus drei Bereichen. In der ersten Station geht es um das Vorbereiten des Pferdes zum Reiten, also das Putzen, Hufe auskratzen und die Mithilfe beim Satteln und Zäumen. Auch das Einstellen der richtigen Bügellänge gehört dazu. In der zweiten Station werden Grundwissen in Sachen Pferdeverhalten und ethische Grundsätze abgefragt. Die dritte Station umfasst die Bodenarbeit, genauer gesagt den Umgang mit dem Pferd vom Boden aus. Der Prüfling soll sich dem Pferd nähern, es ansprechen und führen sowie an einem vorgegebenen Punkt anhalten. Das vorschriftsmäßige Anbinden mit Sicherheitsknoten ist ebenso Thema wie die Sicherheit auf der Stallgasse. Der Prüfling sollte mit seinem Pferd andere Pferde gefahrlos passieren können und das angebundene Pferd zur Seite weichen lassen können.
Die praktische Prüfung findet in der Gruppe statt. Der Reiter muss im Abteilungsreiten alle drei Grundgangarten beherrschen und beim Traben sowohl aussitzen als auch leichttraben können. Die praktische Prüfung kann auch im Gelände abgelegt werden, wobei die Anforderungen an den Prüfling die gleichen sind wie in der Reithalle oder auf dem Platz. Bewertet wird dabei in erster Linie, ob der Reiter ausbalanciert und losgelassen auf dem Pferd sitzt.
Es gibt keine Prüfungsnoten, das Prüfungsergebnis lautet „bestanden“ oder „nicht bestanden“. Eine nicht bestandene Prüfung zum Reitabzeichen 9 kann beliebig oft wiederholt werden. Allerdings sollten die Prüflinge wirklich nicht vor Prüfungsangst zittern, denn bei den Motivationsprüfungen wird ein weniger strenger Maßstab angelegt. Die Hufeisenprüfungen sollen Spaß machen, Interesse wecken und Lust auf weitere Prüfungen anregen. Außerdem geht jeder einzelnen Prüfung ein Vorbereitungslehrgang voran. Wer hier schön aufpasst und fleißig lernt, hat beste Chancen, mit einem „bestanden“ aus der Prüfung zu marschieren. Bei Reiter- und Ferienhöfen, die der FN angeschlossen sind, besteht häufig die Möglichkeit, einen solchen Lehrgang als Ferienkurs zu absolvieren. Das ist empfehlenswert, denn erstens macht das Lernen in der Gruppe deutlich mehr Spaß, und zweitens ist durch die Intensität eines Ferienkurses das positive Ergebnis gewissermaßen vorprogrammiert.
Das große Hufeisen – Reitabzeichen 8
Auch das Reitabzeichen 8, das große Hufeisen, gehört zu den so genannten Einsteigerprüfungen. Hier sind jedoch die Anforderungen doch schon um einiges höher geschraubt als beim kleinen Hufeisen. Wie alle Reitabzeichen unterliegt auch das große Hufeisen keinerlei Altersbeschränkung, kann jedoch ebenfalls erst nach Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang abgelegt werden. Die Prüfung ist in einen theoretischen Teil mit Stationsprüfungen und einen praktischen Teil gegliedert.
- Die Stationsprüfung beim großen Hufeisen
- Die praktische Prüfung beim großen Hufeisen
- Bewertung und Wissenswertes
Bei der ersten Station werden Kenntnisse in Sachen Fellfarben, Abzeichen am Pferd, Körperbau und Pferderassen abgefragt. Die zweite Station befasst sich mit dem Reiten an sich. Hier werden Fragen zu Hufschlagfiguren gestellt, zur Bahnordnung und zu unterschiedlichen Sitzformen, beispielsweise dem leichten Sitz. Die dritte Station geht um den Umgang mit dem Pferd vom Boden aus. Das Führen, fachgerechte Anbinden, das Verhalten auf der Stallgasse und beim Passieren anderer Pferde sind Prüfungsinhalte, ebenso wie das Putzen eines Pferdes. Beim Führen soll der Prüfling nachweisen, dass er das Gangmaß, also das Schritttempo seines Pferdes beeinflussen kann. Je nach Aufforderung soll das Pferd fleißiger oder verhaltener dem Prüfling folgen. Auch das Absolvieren eines Slaloms wird gefordert.
In der Praxis wird Abteilungsreiten verlangt, und zwar in Anlehnung an die Anforderungen der Dressurklasse E. Verlangt werden die Gangarten Mittelschritt, Arbeitstrab und Arbeitsgalopp. Dabei soll das Halten aus dem Schritt und aus dem Trab gezeigt werden, das Aussitzen und Leichttraben sowie die Übergänge von Schritt zu Trab und Trab zu Galopp. Zu den Bahnfiguren, die verlangt werden, gehören Zirkel mit Wechseln durch den Zirkel und aus dem Zirkel. Außerdem das Reiten in der ganzen Bahn mit den Wechseln durch die ganze Bahn, durch die halbe Bahn und durch die Länge der Bahn. Schlangenlinien mit drei Bögen werden ebenso verlangt wie das Aufmarschieren und das Links um und Rechts um. Nicht alle dieser Lektionen der Dressurklasse E werden geprüft, denn die Hufeisenprüfung soll nur in Anlehnung an diese Dressurklasse erfolgen. Aber die Anforderungen entsprechen in etwa dem beschriebenen Niveau. Das Reiten ohne Bügel zumindest im Schritt soll gezeigt werden, außerdem das Reiten mit verkürzten Bügeln. Hierbei wird im Rahmen einer Geschicklichkeitsaufgabe vor Allem auf den leichten Sitz über Bodenhindernisse wie Stangen oder Ricks Wert gelegt. Zusätzlich kann eine Prüfung im Gelände erfolgen, diese ist aber nicht zwingend vorgeschrieben. Bei dieser Geländeprüfung geht es um das Reiten im leichten Sitz und um den richtigen Sitz beim bergauf- und bergab Reiten.
Beim Reitabzeichen 8, vormals großes Hufeisen, gibt es keine Wertnoten, die Bewertung lautet „bestanden oder „nicht bestanden“. Es gibt keine Altersbeschränkung, allerdings ist aufgrund der relativ hohen Anforderungen ein gewisses reiterliches Niveau vonnöten. Daher bietet sich diese Prüfung für sehr junge Reiter noch nicht an, diese sollten zunächst mit dem „kleinen Hufeisen“ erste Erfahrungen in Sachen Reitabzeichenprüfungen sammeln. Die Reitabzeichenprüfungen 10 bis 6, zu denen auch das kleine und das große Hufeisen gehören, bauen nicht aufeinander auf, man kann rein theoretisch erst das große und dann das kleine Hufeisen absolvieren – was aber nicht wirklich Sinn macht und daher in der Praxis wohl eher selten vorkommt. Man muss also nicht zwingend das kleine Hufeisen erworben haben, um das große Hufeisen machen zu können. Ebenso wenig ist die Mitgliedschaft in einem Reitverein vorgeschrieben, die Reitabzeichenprüfungen 10 bis 6 werden daher oft als Lehrgänge bei Reiterferien angeboten. Da sie keinen Altersbeschränkungen unterliegen, sind sie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet.